Landart im Garten: Holz vom Busch
und kalkweisse Steine
aus der ausgetrockneten Töss.
Farbenspiel bei Regen.
Ich erwache morgens. Nach einer schlechten Nacht. Traumloser Schlaf im 2-Stunden-Rhythmus. Nein, halt, da war doch ein Traum. Der erste seit Monaten. Aber nicht zum ersten Mal dieser Traum: Ich hatte geweint – heftig, hoffnungslos. Keine Perspektive auf ein Leben, auf eine Zukunft. Tränenbäche spülten die Chancenlosigkeit meiner Vergangenheit weg. Zurück blieb – nichts. Ich erwache tränenlos. Niemand da.
Gestern hatte ich an meiner Landart gearbeitet. Im Garten der nicht meiner ist – ja, doch zur Hälfte mein Eigentum. Ich bin allein im Haus, wo ich lange Jahre der Störfaktor war. Wo mir mein Leben nie richtig gelingen wollte. Sinnlosigkeit breitet sich aus, lähmt. Trotz Magnesium jeden Abend verkrampft sich mein Fuss – und meine Seele zieht sich zusammen: Wieder ein Tag.
Mein Kopf erinnert sich: Du warst Chefredaktorin – hast dich über deine gelungene Arbeit gefreut, die du alle zwei Wochen in Form einer Zeitschrift unter dem Arm mit nach Hause nehmen konntest. Dein Vorgesetzter: der einzige Mensch, der dich je gefördert hat. Bald haben andere dich wieder zurückgebunden – du seist nicht qualifiziert, wurde bestimmt. Du hast sie gewähren lassen, denn zu Hause war ein 4-jähriges Kind, das du nicht im Stich lassen wolltest. Nicht, wie du im Stich gelassen wurdest als Kind.
Na, und dann hast dich wieder hochgerappelt, wurdest ausgesteuert, hast dich wieder hochgerappelt und merktest, dass du deine eigene Theologin sein kannst. Dass du das Talent hast, Erfahrungsräume mit Menschen zu teilen, die wie du selbst in den Zwischenraum der Gesellschaft verbannt wurden, ins persönliche Lockdown lange vor Corona. Dass du der Theologie jenseits des religiösen Fundamentalismus eine tiefe Alltagsweisheit abzugewinnen vermochtest.
Kirchenfunktionär_innen der reformierten Kirche, die sich Bekenntnisfreiheit auf die Fahne schreibt, ist das ein Dorn im Auge – sie reagiert mit Übergriffen auf deine Persönlichkeit: «…die Darstellung deiner Ziele und deiner Situation und Weltauffassung waren in meinen Ohren dermassen wirr, dass ich meine, dies als wahnhaft einzustufen.»
Ein Jahr ist es am 1. September 2020 her, da ich keinerlei Einkommen mehr habe. Ich blicke zurück auf ein Leben, da ich alles versucht habe, nicht in diese Situation zu kommen. Auf ein Leben, der mir vor der Nase zugeschlagenen Türen.
Ich erwache morgens. Draussen ein angefangenes Landartprojekt, im Garten, der sich nicht als meiner anfühlt. Wenn ich singe oder mein Wodden Sax hervorhole, schimpfen die Nachbarn und die Kinder höhnen. Wieder bin ich ein Störfaktor. Zurück bleibt Verlorenheit.
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